20. August 2014

Dankbar für jeden einzelnen Augenblick des alltäglichen Lebens


Kennt ihr das, wenn die Zeit so rasend schnell an einem vorbeizieht, ohne dass man wirklich Einfluss darauf nehmen kann?
Normalerweise sind das doch die Augenblicke oder Zeitspannen im Leben, in denen man dem manchmal aufreibenden Alltag in irgendeiner Weise entflieht, indem man sich total entspannt und den Tätigkeiten nachgeht, die man liebt und die vielleicht so gar nicht alltäglich sind.
Seit wir am 4. August in Belindas Haus in Redlynch eingezogen sind, um unserem housesitting-Job nachzugehen, haben wir unsere "Blase" der letzten Monate - reisen, jeden Tag neue Orte sehen und etwas erleben, rund um die Uhr Aktion oder Entspannung - verlassen und sind wieder in einem ganz "normalen" Leben angelangt, in einem Alltag (der für uns nicht mehr so alltäglich war).
16 Tage sind wir nun schon hier, der Monat ist seit gestern leider bereits zur Hälfte um, und seither ist eigentlich kaum etwas Nennenswertes passiert, geschweige denn etwas für euch Interessantes!
Wir >leben< hier einfach, haben uns in den letzten Tagen fast ausschließlich die Zeit hier im Haus vertrieben und ja, was ich "damals" in Deutschland wohl als superlangweilig erachtet hätte, gefällt mir im Augenblick - wir genießen es hier im Haus zu sein und im alltäglichen Trott des Tages zu leben!
Dieser Abschnitt unseres Aufenthalts ist einfach wieder derart gegensätzlich zu den letzten Monaten, dass mir vor Augen geführt wird, wie schön es eigentlich ist in diesem sonst so oft von einem selbst verpönten Alltag zu leben, und natürlich Privatsphäre zu haben - eine >private Sphäre< (wenn man sich dieses Wort einmal auf der Zunge zergehen lässt), in der man sein Leben führen kann. Einfach schön :)
Neben der Verantwortung, die wir hier tragen, sind es vor allem die für viele von euch (und vor einiger Zeit auch noch für uns) ganz normalen Dinge, die das Leben zurzeit wirklich schön machen: Ein eigenes Zuhause zu haben mit ganz viel Platz und Privatsphäre; morgens in einem ganz normalen Bett aufzuwachen, ganz normal aufzustehen und nicht als erstes von einem (verbotenen) Übernachtungsplatz mit dem Auto zu einem öffentlichen Platz, zum Strand oder irgendwohin sonst zu fahren, wo wir in den letzten Monaten unsere gesamte Zeit verbracht haben; und vor allem eine Küche, um uns wieder viele leckere Sachen kochen und backen zu können...und das haben wir in den letzten Tagen definitiv mit Freude genutzt ;)

selbstverständlich gab es auch Flos Leibgericht: selfmade Pizza

Nicht, dass die letzten Monate nicht schön gewesen wären - im Gegenteil. Im Nachhinein betrachtet würde ich sagen, dass diese Art zu reisen nicht nur in finanzieller Hinsicht oder in Bezug auf die eigene Flexibilität einen großen Vorteil gegenüber dem Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln und der Übernachtung in Hotels oder Hostels birgt, sondern dass es vor allem für den eigenen Erfahrungsschatz unglaublich viel wert ist diese Erfahrungen gemacht zu haben (ich würde sogar sagen, dass es in einem Land wie Australien, das derart gut fürs Reisen ausgelegt ist - wie ich euch in einem meiner letzten Einträge ja bereits berichtet habe - aus finanzieller Sicht gesehen ebenfalls unnötig ist auf kostenpflichtigen Campingplätzen zu campieren, vorausgesetzt man kann auf den einen oder anderen Komfort verzichten; das aber nur nebenbei).
Man wird einfach irgendwie zu einem anderen Menschen und beginnt auch die kleinsten alltäglichen Dinge wert zu schätzen und anders damit umzugehen...
Freue mich schon sehr, wenn es wieder heißt "on the road again!"
Wohin unser Weg uns allerdings ab September führt, steht noch in den Sternen...


Achja, wo wir gerade bei alltäglichen Dingen sind, die man wertschätzen sollte:

In den letzten Monaten ist viel passiert, nicht nur in unserem sondern teilweise auch in euren Leben...
Und ich möchte speziell meinen Freunden aber auch unseren Familien einmal mehr DANKE sagen, dass ich, obwohl ich nicht mehr in Deutschland bin, trotzdem noch so sehr an euren Leben teilhaben kann; dass wir so oft skypen, ihr euch in den letzten Monaten immer die Zeit dafür genommen habt, egal wie umständlich die Uhrzeit war, wir uns nach wie vor alles erzählen und ich mich einfach noch als ein Teil von euch fühlen darf!
Und das mag in einer Familie wohl noch normaler sein, aber definitiv nicht im Freundeskreis!
Danke an den harten Kern, danke an alle meine Liebsten zu Hause (wer gemeint ist denk ich weiß es auch ohne Namensnennung) - das macht mich glücklich und hält mich keineswegs davon ab, hier irgendetwas zu erleben oder neue Erfahrungen zu machen.
Im "Alter" lernt man halt doch, was letztlich für einen selbst wirklich zählt im Leben...!

Wie sieht unser Alltag derzeit also aus?
Zu unseren Aufgaben hier zählt es das Haus und die Pflanzen in Schuss zu halten, früh morgens die Hühner aus dem Stall zu lassen und sie zwischen 17 und 17:30 Uhr wieder in ihren Stall zu treiben sowie alle Tiere, also ebenfalls die 3 Hunde, 4 Alpakas, und den Esel, zu füttern - wobei der Esel "nur" die Bioabfälle des Haushalts bekommt.
Außerdem war anfangs die Hilfe im Heimbüro von Belinda in die Arbeit miteinbegriffen, die eine Firma zur Ungezieferbekämpfung in Haushalten, Hotels oder anderen Gebäuden besitzt. Dies implizierte das Beantworten des Telefons, den Kunden Auskünfte zu geben sowie Rechnungen am PC auszustellen. Jedoch ist es seit letztem Dienstag derart ruhig im Büro, dass unsere Hilfe im Augenblick nicht mehr gebraucht wird. Leider gab es deshalb auch gewisse Ungereimtheiten in Bezug auf unsere Bezahlung, da Heather, die eine Angestellte in Belindas Büro ist und uns bezahlt, nicht ausreichend informiert wurde und dachte wir bekämen die vereinbarten 150$ die Woche nur, wenn wir auch im Büro tätig wären. Heute hat sich dieses Problem allerdings zu unseren Gunsten gelöst. Glücklicherweise gibt es außerdem nebenbei von der Firma aus ungefähr zweimal die Woche gewisse "Jobs" zu erledigen - bei diesen Jobs geht es darum einen Graben ums Haus herum auszuheben, in den sodann Insektizide gespritzt werden, um Ungeziefer fern zu halten - die zwar leider nur von Flo erledigt werden dürfen, weil es angeblich eine für Frauen zu harte Arbeit sei, die jedoch mit 150$ pro Tag sehr gut entlohnt werden. Je nachdem, wie viele Stunden Flo an einem Tag arbeiten muss, erhält er demnach zwischen 20 und 50 Euro die Stunde!
Alles in allem werden wir diesen Monat also etwas mehr als 1000 Euro verdienen, was ein wirklich sehr guter Erfolg ist :) Wir hätten es arbeitstechnisch wirklich schlechter treffen können!

Außerdem bescheren uns unsere verrückten Tiere hier nach wie vor tagsüber viel Freue und Augenblicke, in denen wir uns vor Lachen krümmen!
Vor ein paar Tagen haben wir versucht Skipper zu baden und laut Belinda, der Hausbesitzerin, sollte dies überhaupt kein Problem darstellen, da er öfter gebadet würde...
Nachdem Skipper allerdings seine ziemlich ausgeprägte Aversion gegen Wasser zur Schau stellte, sich kaum baden ließ und danach bestimmt eine halbe Stunde wie verrückt durchs Haus gelaufen und am Boden entlang gerobbt ist, um sein Fell schnellstmöglich trocknen zu können, war uns klar, dass Baden wohl nicht zu den ihm bekannten Ritualen zählt! :D


unsere 3 Aufpasser: Paddington, Skipper und Rupert


kleiner Liebling!

Auch Jaunita, der Esel, macht es uns wahrlich nicht immer einfach... Noch bevor wir sie abends von dem Auslauf, in den sie manchmal tagsüber kommt, wenn das Wetter schön ist, wieder zurück in ihr eigentliches Gehege mit dem Stall bringen konnten, das sich hinter dem Haus befindet, ist sie über die Absperrung gesprungen und ist ganz alleine hochgetrabt! Ihr könnt euch denken, dass das in diesem Augenblick eher Verwunderung und Erschrockenheit als Begeisterung und Lachen (wie im Nachhinein) ausgelöst hat! Verrückte Jaunita...
























Wer genau hinguckt, entdeckt Jaunita ;)




































Als sehr positiv ist außerdem zu verzeichnen, dass wir auch nach 15 Fütterungstagen bisher nicht einmal von den Alpakas angespuckt wurden, was sie bekanntlich gerne tun!
Leider konnten wir immernoch nicht klar identifizieren, welches Alpaka denn nun eigentlich die Mutter bzw. der Vater des 3 - 4 Monate alten Neulings ist...
Ich jedenfalls kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass "Zahni" (wir wissen auch nicht genau wie wir auf DIESEN Namen gekommen sind) ein Weibchen sein soll, wie Flo behauptet!
Ich meine, ihr wisst schon...



Dann gibt es da noch den Nerd unter den Alpakas, von uns "Geek" getauft,



...und meiner Meinung nach die Mutter des Clans, das sich farblich von den anderen drei Alpakas unterscheidet und der einfach IMMER ein Grashalm aus dem Maul hängt!
Links ist das Babyalpaka zu sehen.



Die Arbeit mit den Hühnern ist eigentlich eher unspektakulär, wobei es wirklich sehr witzig ist sie tagsüber zu beobachten, wenn sie wieder irgendwo ein Loch buddeln und dabei Michael Jacksons "Moonwalk" imitieren...
Abends jedoch zieren sich die Hühner manchmal ganz schön, wenn sie zurück in den Stall sollen (da sie sonst von den Schlangen gefressen werden könnten); da passiert es schonmal, dass wir eine halbe Stunde vor ihrem Stall sitzen und Hühnerlaute imitieren, um sie irgendwie in den Stall zu locken...YEAH!
Will alles nicht so recht funktionnieren, helfen wir mit Käse nach - da stehen sie irgendwie drauf!

"Meine kleine Farm"...

Trotz allem sind Flo und ich uns schon jetzt einig, dass wir auf jeden Fall später eigene Hühner haben wollen, denn von den täglich brühtfrischen Eiern (die teilweise wirklich noch warm sind) wurden wir geschmacklich definitiv überzeugt!

Henne "Lucy" - habt ihr jemals ein schöneres Huhn gesehen?
Das ist eine ganz besondere Rasse, die ganz kleine weiß-bläuliche Eier legen.




















Die Bremer Stadtmusikanten... ;D


Neben unserem momentanen Leben und der Arbeit hier gibt es zurzeit noch ein ganz anderes brisantes Thema:
Das Masterstudium.
Einfach aus ganz praktischen Gründen, weil wir hier ständig Internet und alle Zeit der Welt haben zu recherchieren.
Dabei ergeben sich nur leider zwei "klitzlekleine" Schwierigkeiten: Einerseits bin ich irgendwie unschlüssig was den Studiengang betrifft, andererseits kommt es mir zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch sehr unwirklich vor, sich darüber Gedanken zu machen...irgendwo in den Tropen, weit weit weg von Deutschland und dem Ort, der das alles nach unserer Rückkehr bereithält.
Im Augenblick denke ich auch darüber nach, in meinem Master einen anderen Weg einzuschlagen, nicht - wie geplant - meinem Bachelorstudium (Familien- und Sozialpädagogik) den entsprechenden Master folgen zu lassen und mich dann direkt in diesem Berufsfeld zu verankern; obwohl mich dieser Berufszweig nach wie vor reizt.
Vielmehr spiele ich mit dem Gedanken das Masterstudium der Erwachsenenbildung aufzunehmen, das mir beispielsweise die Möglichkeit eröffnet in Unternehmen pädagogische Arbeit zu leisten.
In den letzten Monaten und auch Jahren habe ich nämlich gemerkt, dass es mir nicht nur wichtig ist einen Dienst an der Gesellschaft zu leisten sondern ebenfalls auf die Geschehnisse in unserer Welt, vor allem auch in ökologischer Hinsicht, Einfluss zu nehmen, und zwar in größerem Stil als ich es vermutlich in familienpädagogischer oder sozialarbeiterischer Hinsicht schaffen könnte!
Was den Studienort betrifft, reichen unsere Tendenzen deutschlandweit.


So, genug erzählt! Für alle, die tatsächlich bis hier gelesen haben, habe ich noch ein paar Bilder aus Redlynch und "unserem" neuen Zuhause, damit ihr auch einen bildlichen Eindruck davon gewinnt, wo und wie wir zurzeit so wohnen...






Auffahrt zum Haus (rechts) und Treppenaufgang zum Haus (links)

Ausblick...

...und 2. Gehege des Esels (für sonnige Tage, damit er in der Nähe der Menschen sein kann).


Wohn- und Essbereich des Hauses, gleichzeitig Terasse

Innenbereich des Hauses, unser Schlafzimmer befindet sich im 1. Stock neben dem Büro


Außendusche mit Blick auf die Berge und in den Garten auf der
anderen Seite des Hauses



                                   Spaß im Pool!


Hühnerstall und Gehege der Alpakas und des Esels hinter dem Haus (der Wald im Hintergrund ist ein Teil des Geheges)


Und zum Schluss noch eine nicht so erfreuliche Neuigkeit, die vielleicht einige von euch interessiert wird, weil sie dort schon einmal waren:
Vor kurzem gab es einen schweren Großbrand in Nimbin, einem kleinen Hippiestädtchen in New South Wales, in der Nähe von Byron Bay, bei der viele Cafés und andere öffentliche Orte ausgebrannt sind!
Vielleicht wird dieses Dorf also nie mehr so aussehen, wie es einmal war...


Eure Perzlperle