Das Weihnachtsfest nähert sich mit
großen Schritten.
Die verbleibenden vorweihnachtlichen
Tage möchte ich euch mit einem neuen Eintrag über die Adventszeit in Polen
versüßen und euch einen kleinen Einblick in typisch polnische
Weihnachtstraditionen geben.
Prinzipiell ähneln polnische und
deutsche Weihnacht einander:
Auch in Polen wird das eigentliche
Weihnachtsfest, Wigilia genannt, am Heiligen Abend des 24. Dezember
gefeiert.
Nachdem sich Familien während des mehr
oder weniger besinnlichen Beisammenseins den Bauch mit weihnachtlichen
Köstlichkeiten vollgeschlagen haben, wird die 'Cicha noc, święta noc' ('Stille
Nacht, heilige Nacht') besungen, bis irgendwann das Auspacken der unter einem
bunt geschmückten Baum arrangierten Geschenke als finaler Höhepunkt des Abends
eingeläutet wird.
Wer um Mitternacht noch nicht
eingeschlafen ist absolviert sodann seinen (Pflicht-)Besuch in der Kirche bei
der alljährliche Weihnachtsmesse, was aus dem katholisch geprägten Polen
genauso wenig wegzudenken ist wie bei vielen katholischen Familien
Deutschlands.
Den 1. und 2. Weihnachtsfeiertag
verbringt man üblicherweise im Kreise der Verwandten, Freunden und Bekannten.
Genau wie in Deutschland eben.
Natürlich gibt es auch in Polen
Menschen, die über Weihnachten in ein anderes Land verreisen, um der
Weihnachtshysterie zu entkommen.
Genau wie in Deutschland eben.
Aber bleiben wir bei einem
traditionell gefeierten Weihnachtsfest!
Etwas unterscheidet sich die polnische
Weihnacht aber dann doch von einer deutschen, worüber ich euch im folgenden
erzählen möchte.
Vor kurzem habe ich nämlich einen
guten Artikel über weihnachtliche Traditionen in Polen gelesen, der so einige
skurrile, ja schier unglaubliche Informationen enthielt, und mich gefragt, wie
viele dieser Traditionen tatsächlich heutzutage noch in Polen praktiziert
werden?
Daraufhin habe ich mich ein bisschen
umgehört, genauer gesagt bei polnischen Dozierenden an der Uni und polnischen
Freunden nachgefragt.
Worüber ich im Folgenden also spreche,
wurde mir tatsächlich von polnischen Leuten als noch heutzutage so praktizierte
Tradition bestätigt.
Schwimmt bei euch in der
Vorweihnachtszeit auch ein Karpfen in der Badewanne?
In einigen polnischen Familien
jedenfalls schon! Was nicht weiter verwunderlich ist, da die lebenden Karpfen
sogar in Supermärkten verkauft werden.
Dies hat tatsächlich geschichtliche
Hintergründe, da es früher nicht wirklich möglich war tote Karpfen während des
Transports ordnungsgemäß zu kühlen, der Transport lebender Karpfen hingegen
dieses Problem umging.
Und obwohl dies heutzutage nicht mehr
notwendig erscheint, so halten einige polnische Familien doch an dieser
Tradition fest.
Am Weihnachtstag kümmert sich die
'mater familias' dann um die Zubereitung des zu Weihnachten in Polen so
beliebten Karpfengerichtes.
Der polnische Weihnachtsabend wird
eröffnet, wenn der erste Stern am Himmel zu sehen ist - symbolisch für den
Stern Betlehems, der den Weg zu Jesu Stall weist.
Statt Würstchen und Kartoffelsalat
werden in Polen sodann traditionell 12 verschiedene Gerichte aufgetischt, die
symbolisch für die 12 Apostel stehen.
Während hierbei auf Fleisch gänzlich
verzichtet wird, gibt es in Polen umso mehr Fisch.
Auch Pierogi dürfen beim polnischen
Weihnachtsmahl natürlich nicht fehlen!
Als Vorspeise wird die ebenso
traditionelle wie beliebte Rote-Bete-Suppe mit kleinen Teigtaschen, Barszcz
genannt, gereicht.
Vor einigen Tagen organisierte die
Universität einen Weihnachtsabend für uns Erasmusstudierende, an dem wir die
Gelegenheit bekamen viele dieser (eigens von Köchen zubereiteten)
traditionellen Speisen selbst zu probieren. Hierbei gab es drei lange Tafeln
mit Barszcz, gekochten und gebackenen Pierogi, Sauerkraut sowie mehreren
Heringsgerichten in verschiedenen Variationen. Als Nachspeise warteten bereits
diverse Kuchen aus Mohn auf uns und das ebenfalls in Polen sehr populäre
'Kompott', in Zuckerwasser eingelegte Früchte - wer kennt es noch aus Omas
Zeiten?
In gemütlicher Atmosphäre zusammen mit
vielen anderen ausländischen Kommilitonen kamen die meisten dann auch auf den
(Herings-)Geschmack - obwohl manche Speisen tatsächlich recht ungewöhnlich
waren.
Definitiv ein tolles Erlebnis!
Aber zurück zu polnischen
Weihnachtstraditionen.
Gesättigt vom reichlichen Essen wird
pünktlich um 20 Uhr der Fernseher angemacht, denn 'Kevin allein zuhaus' ist in
vielen polnischen Familien während der Weihnachtszeit nur schwer wegzudenken.
Als der Fernsehsender Polsat den Film
sodann einmal aus dem Fernsehprogramm genommen hatte, haben sich mehrere
zehntausend Menschen in Polen mit den Worten "Polsat hat Weihnachten
ruiniert" über diesen offensichtlichen Fauxpas beschwert, sodass dieser
Film postwendend wieder in das Fernsehprogramm aufgenommen wurde.
Verständlich, kein vernünftiges
polnisches Weihnachten ohne Macaulay Culkin!
Einige von euch kennen sicher auch
diese Oblaten, wie sie fürs Plätzchenbacken verwendet oder - vor einem etwas
kirchlicheren Hintergrund betrachtet - symbolisch für den Leib Christi stehen
und während der Messe verteilt werden. In Polen gibt es diese Oblaten an
Weihnachten in quasi übergroßem Format, um diese mit anderen Menschen teilen zu
können. Herbei erhält also jeder eine dieser Oblaten und teilt sie mit seinem
Gegenüber, indem man gegenseitig ein Stück der Oblate des jeweils anderen
abbricht, während man sich gegenseitig nur das Beste zum neuen Jahr wünscht.
Dieser Vorgang wird mit mehreren Menschen so lange wiederholt, bis die Oblaten
aufgebraucht sind.
Auch ich habe diese polnische
Tradition einmal selbst miterleben können.
Nachdem sich eines Abends viele Leute
für eine Veranstaltung am Alten Markt versammelt hatten, bei der 'Stille Nacht'
in vielen verschiedenen Sprachen gesungen wurde - natürlich habe ich zusammen
mit drei anderen Frauen hierbei Deutschland vertreten -, wurden die Oblaten
unter allen Anwesenden obligatorisch geteilt.
Die polnische Adventszeit generell
ähnelt jedoch wieder sehr der deutschen:
Weihnachtlich dekorierte
(Innen-)Städte, lebensgroße Krippen und Weihnachtsmärkte dürfen natürlich auch
in Polen nicht fehlen!
In Posen gab es sogar gleich zwei
Weihnachtsmärkte und einer wurde tatsächlich von einer deutschen Firma
organisiert - konnte ich es doch kaum glauben, als ich meinen ehemaligen
Fußballtrainer unserer Mädchenmannschaft in Neumarkt-Sankt Veit auf dem
Weihnachtsmarkt am Posener Freiheitsplatz traf! So erfuhr ich dann, dass dies
ein multikultureller Weihnachtsmarkt sei, mit unter anderem bulgarischen,
italienischen und spanischen Ausstellern - organisiert von Deutschen.
Als Flo und ich uns Anfang Dezember
eineinhalb Wochen von der Uni (sozusagen) freigenommen hatten, um etwas im
weihnachtlichen Polen zu reisen, eine meiner polnischen Dozentinnen war ganz begeistert davon: "Hervorragend, polnische
Landeskunde auf eigene Faust!", besuchten wir auch einige Weihnachtsmärkte in anderen Städten Polens. Teilweise
sehr große und mit den zumeist typisch kitschigen Dingen, teilweise aber auch ganz kleine mit allerlei selbstgemachtem Handwerk.
Außerdem sind wir ins Konzentrationslager Auschwitz gefahren und haben uns im Anschluss daran vorwiegend auf den (süd-)östlichen Teil Polens konzentriert, wo wir uns
die Städte Lublin, Kazimierz Dolny und Zamość näher angeschaut haben.
Schließlich hat es dann auch uns
endlich in Polens Hauptstadt Warschau verschlagen, wo wir nicht zuletzt unserem
guten Freund Fabian aus Bamberg einen Besuch abgestattet haben, der
zufälligerweise auch Erasmusstudent in Polen ist.
Ich habe mich wirklich so sehr gefreut
Fabi endlich einmal wiederzusehen - es war toll!
Über diese zweite kleine Polenreise möchte
ich euch aber in meinem nächsten Eintrag erzählen.
Dieser Eintrag hier soll ganz einfach der polnischen Weihnachtszeit gewidmet sein!
Dieser Eintrag hier soll ganz einfach der polnischen Weihnachtszeit gewidmet sein!
So zeige ich euch im folgenden also
einige Bilder aus dem weihnachtlichen Polen, viel Spaß damit ihr Lieben,
während ihr genauere Details zu unserer Reise sowie viele viele weitere Bilder dann demnächst erhaltet!
Breslaus Wahrzeichen |
Breslau Weihnachtsmarkt |
Krakau Weihnachtsmarkt |
Warschau Weihnachtsmarkt |
Lublin |
Kazimierz Dolny |
Zamość |
Danzig - Ausblick vom Kirchturm |
Weihnachtsmarkt Danzig |
Thorn |
Weihnachtsmarkt Thorn |
Posener Weihnachtsmarkt in der Altstadt |
unser festlich geschmücktes Doppelzimmer |
Ivana, Kathrin, Klaudia und ich bei unserer Mädels-WG-Weihnachtsfeier |
Meine Mitbewohnerin Klaudia |
Mit diesen weihnachtlichen Bildern aus
Polen verabschiede ich mich nun von euch und wünsche euch allen - Wesołych
Świąt - Fröhliche Weihnachten - und ein wunderbares neues Jahr 2017.
Für das kommende Jahr wünsche ich mir
für uns alle ein friedlicheres Zusammenleben mit weniger Kriegen, mehr
Gerechtigkeit in unserer Welt, Zusammenhalt in einer vom Terrorismus geprägten
Zeit, trotz all den vergangenen schrecklichen Ereignissen oder gerade deshalb
mehr Offenheit anderen Menschen und Kulturen gegenüber und ganz wichtig einen
differenzierten Blick hierbei - denn es gibt trotz alldem viele Menschen mit
guten, ehrlichen Absichten egal welcher Religion und Herkunft.
Auf mich warten im Jahre 2017 noch
fast zwei Monate Auslandsstudium und ein hoffentlich weiterhin genauso schönes,
aufregendes Leben in Posen und im März dann schließlich die Rückkehr ins
geliebte Bamberg - zusammen mit dem wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Auf das Jahr 2016 schaue ich
persönlich mit Freude zurück, da es ein wunderbares Jahr für mich mit vielen
aufregenden Erlebnissen und neuen Erfahrungen war, die mir einmal mehr gezeigt
haben, wer ich bin und was ich in meinem Leben möchte!
Eure Perzlperle