20. Januar 2018

Do widzenia Poznań!


Nachtrag zum Auslandsaufenthalt in Posen (PL) im Wintersemester 2016/2017

Spontan, ungeplant, einfach aus einem Bauchgefühl heraus.
So bin ich am Tag meiner Abreise aus Posen in Berlin Kreuzberg bei einer Freundin auf der Couch gelandet. Wobei ich ehrlich gesagt sogar in ihrem Bett schlafen durfte. Aber nicht nur deshalb fühlte ich mich im Februar 2017 wie zuhause bei Michelle - und wenn es darum geht ein Zimmer mit einer anderen Person zu teilen bin ich ja seit Jowita sowieso längst Profi!

Während der verbleibenden letzten Wochen in Posen war dann allerdings doch keine Zeit mehr für ausführliche Blogeinträge - wie ihr ohnehin bemerkt haben dürftet. Dafür umso mehr Zeit für einige abschließende Erlebnisse, Kontakte, Gefühle und auch den ein oder anderen Moment der Ruhe, um all das zu verarbeiten. Die letzten Tagen waren nämlich geprägt von den unterschiedlichsten Gefühlen: Dankbar für eine aufregende Zeit voller Erfahrungen, fröhlich in den verbleibenden Tagen, traurig im Hinblick auf den bevorstehenden Abschied, voller Vorfreude auf die Rückkehr nach Bamberg im April 2017 aber auch (An-)Spannung im Hinblick darauf, was die beiden Monate bis zur Rückkehr nach Bamberg noch bringen würden.
So gingen schließlich auch diese letzten Wochen ins Land, während Flo und ich nach dem offiziellen Semesterschluss am 2.2.2017 unter anderem nochmal zusammen unsere Lieblingsorte und -locations in Danzig und Posen besuchten und den doch sehr erfolgreichen Abschluss des Auslandssemesters feierten. Gerade auch unsere beiden Lieblingsbars, Lawendowa 8 in Danzig sowie Piwna Stopa in Posen, sollten noch von unseren ausgedehnten Besuchen profitieren! Das Craftbier in Polen war eben einfach überragend. Punkt. Auch Fabi hatte es letztlich noch geschafft für einige Tage nach Posen zu kommen, das Bamberg-Gespann also wieder vereint.
Ein besonderes Highlight der letzten Tage in Posen war für mich meine eigene kleine Abschiedsfeier im Zimmer 612 mit einigen wenigen Freunden, die sich auch nach Semesterschluss tatsächlich noch in Posen aufhielten. Neben einigen von mir zubereiteten Speisen und Wein war die Versteigerung von etlichen Gebrauchsgegenständen, die ich mir für meine Zeit in Posen besorgt hatte, einer der Mittelpunkte des Abends. Töpfe, Pfannen, Geschirr und alles andere, was so dazugehört, ging dann auch weg wie nichts - dank einer ganz besonders ehrgeizigen Schnäppchenjägerin! Von dem ersteigerten Geld wurde sodann gleich noch mehr Wein besorgt, der uns den Rest des Abends über bei bester Laune halten sollte.

[Impressionen zur praktischen Prüfung im Kurs "Acting craft in polish theatre" - Inszenierung zur Situation von Geflüchteten in Syrien und Deutschland]








Auch habe ich gen Ende oft darüber nachgedacht, wie es wohl in einem anderen Land gewesen wäre, was mich dort erwartet hätte... und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es letztlich ganz egal ist wo Studierende ihr Auslandssemester verbringen. Auch wenn da zu Beginn verständlicherweise immer diese eine Landespräferenz ist, die es unbedingt werden muss, weil es dort ja sowieso am allerbesten ist. Nonsense!
Natürlich mag die eine Uni besser sein als eine andere aber letztlich geht es meiner Meinung nach darum den Schritt zu wagen ins Ausland zu gehen, sich in einem fremden Land und an einer fremden Universität zurecht zu finden und in Kontakt zu kommen mit unterschiedlichen Kulturen und Menschen. Und dabei spielt das Land oft eben nur zweitrangig eine Rolle.
Rückblickend betrachtet wäre ich daher nirgends lieber gelandet als in Posen. Vermutlich auch nicht, wenn ich nochmals die Wahl hätte.
Es war einfach eine unheimlich interessante Erfahrung in einem Land zu studieren und zu leben, das nach wie vor in vielen Hinsichten vorurteilsgeprägt ist. Um nicht zu sagen eine wichtige Erfahrung. Und manchmal haut es dich dann einfach total aus den Socken, wenn du die unterschiedlichen Facetten eines unterschätzten Landes kennen lernst, das in vielerlei Hinsicht doch so einiges zu bieten hat. Auch die Adam Mieckiewicz Universität kann ich rückblickend betrachtet als herausragende Universität bezeichnen und Studierenden uneingeschränkt empfehlen. Sich also öfter mal für das Unkonventionelle entscheiden, abseits des allgemeinen Hypes und sich dabei weder von den eigenen noch den Vorurteilen anderer Menschen beirren lassen sondern einer Sache einfach mal unvoreingenommen und offen gegenüber treten - das ist unterm Strich mein Fazit nach einem halben Jahr Auslandsstudium in Posen.
Aber natürlich waren auch nicht alle Erasmusstudierenden so begeistert von Polen, wie ich es war. Selbstverständlich ist das eine (meine) rein subjektive Sichtweise und jede andere Meinung hat mit Sicherheit ebenfalls ihre Berechtigung.

Do widzenia Poznań, schön war es mit dir im Wintersemester 2016/2017!




So ging erneut eine schöne Zeit zu Ende... und neue Abenteuer warteten bereits.
Denn in den Wochen von Mitte Februar bis Ende März machte ich ein 6-wöchiges Praktikum bei 'Moabit hilft e.V.', einem Verein, der aus einer Nachbarschaftsinitiative heraus gegründet wurde und seit einigen Jahren geflüchtete Menschen in vielerlei Hinsicht unterstützt. Das hat sich tatsächlich ganz zufällig ergeben, nachdem ich mich dazu entschieden hatte die verbleibende Zeit bis zum Beginn des Sommersemesters in Bamberg doch nicht mit einer Reise zu füllen sondern mich spontan für eine gute Sache zu engagieren. Kurzfristig bei einigen Einrichtungen in Berlin angefragt hieß es sodann "Moabit hilft e.V. it is!" und organisierte mir ein Zimmer in einer 5er WG zur Zwischenmiete in Berlin-Moabit. Nach einem halben Jahr wieder einmal ein eigenes Zimmer zu haben war definitiv etwas besonderes. Doch einzig die Erfahrung im Doppelzimmer gelebt zu haben ermöglicht mir diesen veränderten Blick auf etwas scheinbar ganz normales.
Und wie war Berlin so? Überragend!
Allein der Einblick in die Arbeit bei Moabit hilft, bleibende Eindrücke aus erster Hand und die Bekanntschaften mit vielen ehrlichen und herzensguten Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen machten meine Zeit in Berlin zu einem Highlight. Und nach einiger Zeit hatte mich auch die Stadt Berlin fest im Griff. Wie heißt es manchmal - Berlin lieben oder hassen? Bei mir ist es definitiv ersteres, aber sowas von!
Denn Berlin ist eben einfach multikulti, alternativ, polarisierend und offen für alles. So zumindest mein Eindruck.
Nachts auf dem Nachhauseweg noch spontan ein Bierchen am Späti trinken mit Leuten aus Israel, die du 5 Minuten vorher kennen gelernt hast - Alltag in Berlin!

Das war es nun, zum Auslandsstudium in Polen.
Nach einer fast schon zu ausgiebigen Blogpause in den letzten Monaten plane ich in den nächsten Wochen das Blogschreiben wieder aktiver anzugehen und euch von einigen ausgewählten längeren Reisen zu berichten, die wir während der Masterstudienzeit unternommen haben. Vom Bike-touring über Reisen im VW-Bus ist alles dabei. Dabei wird es sich erst einmal weiterhin vorwiegend um das Reisen im europäischen Raum drehen. 
Gerade nach der Zeit in Australien und Neuseeland ist mir klar geworden, dass Abenteuer nicht nur am anderen Ende der Welt warten sondern auch Europa es mehr als wert ist bereist zu werden. Ausgefallene low-budget-Reisen sind es allerdings nichtsdestotrotz - so stay tuned!

Perzlperle




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