17. Juni 2014

Along the Queensland Coast

Guten Morgen aus Rockhampton,liebste Familien und Freunde, hier geht gerade die Sonne auf :)

Ihr musstet ja leider in den letzten Wochen, seit Byron Bay, vergeblich auf einen neuen Eintrag hoffen, da auch unser Couchsurfingvorhaben in Brisbane nicht wie geplant geklappt hat.
Doch heute nutze ich die Gunst der Stunde bzw. die Gunst des freien WLan hier ;), um euch wieder einmal ein bisschen von unserem Roadtrip zu erzählen!
Seitdem wir den Bundesstaat New South Wales verlassen haben, fahren wir die Ostküste Queenslands entlang. Seit nunmehr vier Wochen sind wir nun "on the road", unterwegs in unserem Nimbi, und haben seit Sydney bereits annähernd 3000 km hinter uns gelassen.

Wann durfte ich vor dem Beginn unseres Roadtrips jemals eine derartige Freiheit erfahren?
Auch, wenn vor allem die letzten Studienjahre eine wirklich unvergessliche und schöne Zeit für mich repräsentierten, waren diese Jahr doch irgendwo immer geprägt von gewissen "Verpflichtungen".
Und seien es nur die Vorbereitungen auf die anstehende Klausurenzeit (bei den meisten von euch ist es ja einmal mehr so weit - ich wünsche euch allen gutes Gelingen!), Seminare und Hausarbeiten in den Semesterferien, Nebenjobs, um das Studentenkonto aufzubessern, oder in meinem Fall jahrelange unbezahlte ehrenamtliche Tätigkeiten in sozialen Einrichtungen, die trotz allem Schönen oftmals zeit- und manchmal auch nervenraubend waren, oder sei es einfach nur eine zeitintensive Abschlussarbeit, für dessen Aufwand ich zum Glück belohnt wurde, diese Zeit aber im Nachhinein als eine der belastendsten Situationen meines Studiums ansehe...
Im Augenblick lebe ich wahrlich frei von jeglichen Verpflichtungen, kann meine Zeit in dem Maße und für genau die Tätigkeiten nutzen, wie es mir guttut. Und damit meine ich nicht nur, dass ich rein theoretisch jeden Morgen so lange schlafen könnte, wie ich wollte (dennoch wachen wir jeden Tag bereits um spätestens 7 Uhr von selbst auf, weil wir uns schon dem australischen Zeitrhytmus angepasst haben), sondern auch, dass ich beispielsweise genau das Buch lesen kann, das ich gerade lesen möchte, und mich nicht zu studienzwecken in manchmal unglaublich langweilige universitäre Litertatur einlesen muss, oder einfach mal ein Nickerchen machen kann, genau dann, wenn ich müde bin...und so weiter.
Ich könnte euch noch viele Beispiele mehr nennen, aber was ich damit ausdrücken möchte ist, dass ich gerade während unserer augenblicklichen Lebensweise erkenne, wie wichtig es für uns Menschen ist, einfach mal zu relaxen, etwas für sich selbst zu tun und seine Seele baumeln zu lassen - und das genieße ich jeden Tag bewusst und in vollen Zügen!
Und ja, auch dafür habe ich genuuug Zeit, über solche Dinge nachzudenken und mir meine Gedanken zum Leben zu machen ;D

Doch auch wir werden irgendwann einmal arbeiten müssen, um unseren Trip weiterhin finanzieren zu können.
Apropos, in der Region Bundaberg, dem größten Anbaugebiet für Zucchinis in der südlichen Hemisphäre, hatten wir uns doch glatt einen fruitpicking job ergattert, den wir aber dankend abgelehnt hatten, nachdem wir um 5:45 mogens neben dem Zucchinifeld gestanden haben und erkennen durften, dass dieser Job die reine Backpacker-Abzocke wäre. Man hätte pro bucket (Eimer) nach Abzug der Steuern 1,80$ verdient, das wären umgerechnet nicht einmal 5 Euro in der Stunde (da man laut den anderen pickern nur maximal 5 buckets pro Stunde schafft) für eine knochenharte (!) Arbeit.
Kaum zu glauben, dass wirtschaftlich starke Länder ihre Arbeitskräfte in gewissen Berufszweigen derart ausbeuten, oder ist dieser Stundenlohn gar darauf zurückzuführen, dass die Bauern auf eine andere Weise nicht mehr konkurrenzfähig wären auf dem Markt, bei den ständig sinkenden, unrealen Lebensmittelpreisen, die aber von den Konsumenten so gerne dankend angenommen werden?
Jedenfalls haben alle anderen (!) anwesenden Backpacker den fruitpicking-Vertrag trotz der Konditionen (von denen ich oben nur die Hälfte erwähnt habe) ohne zu zögern und teilweise ohne ihn richtig zu lesen, unterzeichnet... Naivheit oder Geldnot?
In diesem Fall investieren Flo und ich unsere Arbeitszeit und -kraft allerdings lieber in einen besser bezahlten Job ;)
Dennoch würde ich wirklich gerne die Erfahrung des fruitpicking machen und so hoffe ich auf eine bessere Gelegenheit.

Ansonsten gibt es auf einem Roadtrip noch ganz andere, ganz alltägliche Angelegenheiten, die man plötzlich mit anderen Augen betrachtet: In den vergangenen vier Wochen konnten wir erst zweimal eine warme Dusche nehmen - der Himmel auf Erden sag ich euch :D
Jedoch muss ich sagen, dass Australien wirklich schon sehr optimal ausgestattet ist für einen Roadtrip: Viele öffentliche Toiletten, viele (kalte) öffentliche Duschmöglichkeiten, viele Barbecues (Grill) sowie Sitzmöglichkeiten auf öffentlichen Plätzen und an Stränden.
Und genau an solchen Plätzen verbringen wir den Großteil unserer Zeit (wenn wir nicht gerade mit dem Auto zum nächsten Ort fahren, schlafen, einfach im Auto liegen, in einem Nationalpark wandern gehen, schnorcheln, baden, spazieren gehen...), natürlich mit viel Spaß :), ab und an einem Gespräch mit anderen Leuten, meitens Australier, weil im australischen "Winter" offensichtlich fast keine Touristen/ Backpacker so wie wir an der Ostküste unterwegs sind... und natürlich mit tollen Erlebnissen an vielen unterschiedlichen und wunderbaren Orten - und das immer zu Zweit!
Ich jetzigen Augenblick könnte ich mir wirklich überhaupt nicht vorstellen, alleine zu reisen, ohne Flo - zu zweit ist es einfach viel viiiel schöner! :)

Ich hoffe, dass dieser kleine Einblick in unseren Alltag und unsere Gedankengänge interessant war für euch und ihr bis zu diesem Punkt gelesen habt :D
Denn nun möchte ich euch, wie gewohnt, noch einige Bilder und Worte zu den Orte beifügen, an denen wir uns in den letzten Tagen und Wochen aufgehalten haben.

Da gab es die Gold Coast und Surfers Paradise, mit seinen unverwechselbaren Wolkenkratzern direkt am Strand, die sich schon von Cooloola "Cooly" aus vor unseren Augen auftürmten.

Hauptstrand Gold Coast

Gold Coast, eine Großstadt durchzogen von Flüssen


Richtung Brisbane machten wir dann einen kurzen Stop auf North Stradbroke Island "Straddie", die uns trotz des windigen Wetters den Tag versüßt hat mit seiner sagenhaften Idylle.






Brisbane, eine rießige Großstadt, aufgrund der heftigen Regenfälle und der damit einhergehenden Überflutungen in der wet season (im australischer Sommer, November bis März) vielleicht verkannt, aber dennoch charmant und sehr kulturell.


Frühstück am Kangaroo Point, Ausblick über das City Center


Bootsfahrt bei Nacht über den Brisbane River


Hier haben wir auch in einer relativ unscheinbaren aber als Geheimtipp geltenden Pizzeria "Il Forno" eine der besten Pizzen unseres Lebens gegessen! Salino, verzeih uns! ;)





Dann ging es weiter Richtung Norden vorbei an den Glass House Mountains


Glass House Mountains, Sunshine Beach Hinterland


und der Sunshine Coast, die ihr euch getrost sparen könnt! Der Name ist hier nicht Programm - 0815 Strände gesäumt von Industrie und (hässlichen) Plattenbauten.


Noosa und die umliegende Landschaft hingegen war wieder eine Augenweide!
Leider gab es zu diesem Zeitpunkt eine kleine regnerische Phase, sodass wir im Nationalpark dort leider keine wildlebenden Koalas sehen konnten, die normalerweise dort oft gesichtet werden... Ein ander Mal vielleicht!


Hier sollten die Koalas sein ;)




Und dann war da noch die unglaubliche Stadt Rainbow Beach, 80km abseits des Weges aber jeden einzelnen km wert...




Achja, ganz in der Nähe von Rainbow Beach hatte man einen tollen Ausblick auf die berühmte Fraser Island, eine wunderschöne Insel, die angeblich ziemlich vom Tourismus befallen sein soll und ausschließlich mit einem Allradantrieb (4WD) erkundet werden kann (und nicht zu Fuß/ Bus wie auf Straddie). Daher haben wir uns die überteuerte 4WD- Tour getrost gespart!

Fraser Island im Hintergrund

Ich liebe dich - schön, dass DU mit mir hier bist!



und der dort umliegende Sandy National Park mit "Carlo Sandblow", einer Sanddüne, die sich nicht mit Worten beschreiben lässt





Dann gab es da noch Maryborough, eine der ältesten Städte in ganz Queensland mit wunderschönen denkmalgeschützten Gebäuden und einer unverkennbaren Architektur aus dem 19.Jhdt.

Maryborough, Geburtsort von Mary Poppins (mit Sonnenbrille);D



sowie Childers, ein charmantes Städchen mit toller Stadtfassade...

...aber einen traurigen Geschichte:

Hier hat vor vielen Jahren ein Backpacker-Hostel gebrannt, bei dem 15 Backpacker ums Leben kamen.
Wir waren in dem Hostel, im dem sich derzeit ein Museum befindet und mit einer Gedenkwand den Verstorbenen Tribut zollt.





Außerdem konnte man auf unserem Weg nach Norden einen ziemlich eindrucksvollen Vegetationswechsel beobachten: Von vielen saftgrünen Weiden mit wirklich viel Vieh, einem alles in allem sehr grünen Territorium zu trockenen Weiden mit fast schon gelbem Gras, vertrockneten Bäumen und fast keinem Weidevieh.


























Und so sind wir sodann in Agnes Water/ Town of 1770 gelandet, wo sich der nördlichste Surfbeach mit dem ersten Strand ohne jegliche Wellen überschneidet.

Links Surfbeach, rechts Korallenmeer - dort haben wir unsere erste Unterwasserschildkröte gesehen!







Ich kann nur jedem empfehlen nach 1770 und an die Capricorn Coast zu fahren, ein wunderschöner Reiseabschnitt!




Und so sind wir dann seit Agnes Water und 1770 in Rockhampton gelandet, wo ich gerade im Mc Donalds sitze für freies WLan und ein Eis, das umgerechnet 20 Cent kostet ;)


Übrigens ist im höheren Norden die Infrastruktur weit weniger ausgeprägt als zuvor: Zwei Haupt-Highways führen entweder weiter in den Norden, die Küste entlang oder aber ins Outback von Queensland.
Ein witziger Fakt zum Abschluss meiner Erzählungen: Nach 2573 km haben wir zum ersten mal ein anderes Fahrzeug überholt!

Heute geht unsere Reise also weiter in Richtung Norden zur Whitsunday Coast mit seinen berühmten Whitsunday Islands, wo wir auf jeden Fall eine Segel-und Schnorcheltour entlang der einzelnen Inseln geplant haben. Hierbei werden wir hoffentlich noch viele weitere tolle Orte (auch zum Schnorcheln) entdecken und eine schöne Zeit verleben!
Nun sind es noch rund 1000 km bis zu dem von uns nördlichsten angepeilten Punkt an der Ostküste, Cairns, bevor im August das große Outback-Abenteuer beginnt - mein heimliches Highlight des Trips! ;)
Doch bis es soweit ist, werden wir erst einmal unsere verbleibende Zeit an der Ostküste in vollen Zügen genießen und Flos bald anstehenden Geburtstag genauso gebührend feiern wie meinen, an seinem Highlight unserer Reise, dem Great Barrier Reef.
Wann wir wieder freies WLan haben werden und ich somit einen neuen Eintrag für euchverfassen kann, steht also wieder einmal in den Sternen!
Aber ich versuche so bald als möglich einen neuen Eintrag einzustellen und ein Lebenszeichen an euch zu übersenden! :)
Bis dahin hören wir uns wieder via E-mail, liebe Familien, oder über Whatsapp und Facebook, liebe Freunde, und wünschen euch schonmal weiterhin schöne sommerliche Tage in Deutschland!

Ich drück euch sehr, vom wunderschönen anderen Ende der Welt! Wir denken an euch, ich hoffe ihr denkt auch ab und an an uns!

Bis bald,

eure ganz entspannte Perzlperle


Sonnenuntergang am Wellington Point

2 Kommentare:

  1. Viiielen Dank, liebe Chrissi, für deinen ersten Abschnitt dieses Eintrags, in dem du ausführlich schilderst wie toll es ist, ohne Verpflichtungen zu leben, ohne Prüfungsstress und ohne Arbeiten schreiben zu müssen :D :D :D
    Will schon so lang solche Sachen machen (Bücher lesen, die man möchte, ect.)..:D
    Eeecht beneidenswert!!!! :)))

    Freut mich mega, dass ihr so eine tolle Zeit erlebt und dass du sie gemeinsam mit wenigstens einem lieben Menschen verbringen kannst :) (jaaa Flo, ich wär gern an deiner Stelle :D)

    Wünsch euch weiterhin viel Spaß und Freude an eurem Abenteuer!!! :)
    Bis bald <3

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    1. Dieser Kommentar ist so genial, dass mir fast die Tränen (vor lachen) gekommen sind beim Lesen ;D Dabei wollte ich euch doch nur ein bisschen von uns erzählen und niemandem unser supergenialesterragigatolles Leben reindrücken ;D :) Du bist übrigens eine der Ersten, die einen Kommentar hinterlässt und ich feiers gerade meeega!!! :* Bis bald mein Hasi!

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